7
NINJA RESTAURANT, NEW YORK
Am unscheinbaren Eingang laufen die meisten vorbei und selbst wer den Eingang gefunden hat, glaubt, dass er sich in der Tür geirrt hat. Dass das Restaurant von Aussen nicht sichtbar ist, liegt an der Etage, denn nach Bestätigung der Reservierung werden die Gäste vom Ninja-Kellner abgeholt und mit dem Lift geht es eine Etage tiefer. Im Keller wurde ein kleines japanisches Dorf nachgebaut und die Tische sind in einzelnen Häuschen untergebracht. So eine Szene sieht man nicht einmal im themenverrückten Amerika. Durch die Einrichtung, die eher einem Zengarten gleicht, erschliesst sich den Besuchern aber noch immer nicht das gesamte Ausmass der Show und die Besonderheit, die einem geboten wird. Jeder Kellner ist nicht nur wie ein Ninja – samt Schwert – gekleidet, sondern verhält sich auch so. Die Speisekarte kommt mit lautem Gebrüll und weil sich die Ninjas sehr leise anschleichen, erschreckt das ziemlich. Ninja-Schreie inklusive Showkämpfe begleiten durch den gesamten Abend, sind aber nicht das Einzige. Spezielle Ninja-Menüs werden relativ aufwendig inszeniert, hüllen die Gänge in Nebel und kommen unter eindrucksvoller Zuhilfenahme der Schwerter auf den Tisch, was für jede Menge staunende Gesichter sorgt. Es ist der kunstvolle Gesamteindruck, die Kombination aus witzigen Einlagen und Körperbeherrschung und das angeblich beste Steak New Yorks.
6
CEREAL KILLER CAFÉ, LONDON
Kulinarische Weltreise in Cornflakes – die nordirischen Zwillinge Alan und Gery versprechen das zumindest. 10 Jahre kann ein Gast täglich im Cereal Killer Café Frühstücksflocken essen und hat trotzdem nie das Gleiche am Teller – pardon in der Schüssel. Wie das möglich ist? Über 120 Sorten Cerealien aus aller Welt und dazu 30 Sorten Milch ergeben 3600 verschiedene Kombinationsmöglichkeiten. Entstanden ist die Idee nach einer ausgiebigen Lokaltour als die Beiden der Hunger überkam und sie nur Pasta, Pizza oder Hotdogs fanden. Sie fanden es merkwürdig, dass in einem Land, in dem jährlich 60 Millionen Pfund mit Cerealien umgesetzt wurde, kein einziges Lokal das Nationalfrühstück verkaufte. Was ihrem Erfolg zusätzlich förderte, war die Tatsache, dass in London gerade Restaurants im Kommen waren, die auf ihrer Speisekarte nicht mehr als zwei Grundzutaten anboten. So viel Hipster, Retro und Kindheitserinnerungen auf einen Schlag führten dazu, dass sich vor dem Lokal lange Schlangen bilden und das von morgens um sieben bis abends um zehn. Dieses Konzept und der Run auf Cornflakes inspirierte aber auch andere und so können Londons Trendsetter in einer anderen Lokation nun Cornflakes-Sandwiches essen können. Geholfen hat den Zwillingen zusätzlich der Umstand, dass sie ihr Café in einem der ärmsten Viertel der Stadt eröffneten und die die Kritik eher dazu führte, dass die Massen in Scharen angerannt kamen. Mittlerweile kann nicht nur ganztags gefrühstückt, sondern auch der After-Work Cocktail genossen werden. Selbstverständlich in Form von im Mixer zerkleinerten Cornflakes samt Milch und Honig aus der Gummibärentube. Dazu vielleicht noch ein Frostieskuchen?
5
TITANIC THEATRE RESTAURANT, WILLIAMSTOWN
Zugegeben, Atmosphäre und Menü sind makaber, wird schliesslich die Nacht des Untergangs der Titanic täuschend echt nachgespielt und auch der Speisesaal ist originalgetreu nachgebaut. Passagiere können wahlweise erster oder zweiter Klasse «reisen». Stilvoll passende Kleidung ist ausdrücklich verlangt. Nicht selten wählen insbesondere Geburtstagsrunden daher 20er-Jahre-Kleidung und sind zeitlich nicht vom Servicepersonal zu unterscheiden. Im Gegensatz zu damals, isst der Kapitän nicht mit den noblen Passagieren am Tisch, sondern bringt Showeinlagen zum Besten und singt sich durch den Speisesaal. Das Motto ist in diesem Theater übrigens Vorschrift und wer sich nicht an Kleidungsvorschriften oder Boarding Time hält, verpasst restriktive das Auslaufen des Hafens.
4
COUNT DRACULA CLUB, BUKAREST
Knoblauch bitte selbst mitbringen! Mitten in Bukarest gelegen, zeigt dieses Restaurant, wie Grad Dracula wohnte und speiste. Anfangs mag die Kerzenbeleuchtung an den Steinwänden noch romantisch erscheinen und amüsiert die Besucher eher, als dass sie Angst erweckt. Spätestens beim Eintritt in einen der sieben Themenbereiche erweckt es dann doch eher das Fürchten. Während des Verzehrs eines Mina‘s Salates oder dem van Helsing Teller kommt fast keiner der Gäste umhin, über die Schulter zu blicken. Den Hardcorevampiren empfehlen wir die «Chapel», die so gar nichts mit kirchlicher Harmlosigkeit zu tun hat. Bitte warm anziehen, denn die in diesem Raum beim Essen zusehenden Totenköpfe rufen kalte Schauer am Rücken hervor. Halloween-Feeling inklusive, nur echter und grusliger. Stammt die Farbe der dunklen Sosse wirklich vom Rotwein? Dass sich zu Halloween Fans des grausamen und blutverrückten transsilvanischen Grafen hier wohlfühlen, ist einleuchtend – dass am Valentinstag jedoch sämtliche Plätze belegt sind, ist allerdings irgendwie ein Rätsel.
3
DINNER IN THE SKY, WELTWEIT
Platz für bis zu 22 Personen, Menü auf Hauben-Niveau und weltweit buchbar – was daran besonders ist? Die dinierende Tafelrunde isst in 50 Metern Höhe. Nachdem alle Gäste Platz genommen haben, zieht ein Kran die illustre und hoffentlich schwindelfreie Runde in eine Höhe von 50 Metern. Küche samt Koch inklusive, denn die Zubereitung der warmen Gerichte erfolgt auf einem speziellen Griller ebenfalls weit über dem Erdboden. Aber nicht alles kann und wird so fest verankert, dass es nicht hinunterfallen kann. Weingläser, Besteck und Teller müssen trotz der aussergewöhnlichen Location beweglich bleiben. Da kann es schon einmal passieren, dass ein Mokkalöffel zum Wurfgeschoss mutiert und schwere Gehirnerschütterungen verursacht. Wer nicht warten will, bis das besondere Restaurant in der Heimatstadt gastiert und noch dazu das nötige Kleingeld hat, kann das Eventteam auch eigens mieten. Nichts für schwache Nerven, aber doch «nur»mit Freiluftatmosphäre hoch oben – deshalb Platz drei.
2
SOLAR VILLASECA, VICUNA
Gegrilltes Steak ohne typischen Grillgeruch? Für die Einen unvorstellbar, für die Anderen der Inbegriff nachhaltiger Wirtschaft und ökologische Nutzung in sämtlichen Lebensbereichen. Skurril ist der Anblick zugegebenermassen schon etwas und der erste Eindruck lässt Besucher eher an die Miniaturversion einer Forschungsstelle für Kontaktaufnahme mit Ausserirdischen denken. Wer nur mit Solarenergie kochen und grillen will, benötigt eben etwas mehr an Utensilien und die sehen so aus wie kleine Satellitenschüsseln und blenden, wegen den vielen Alufolien, die Augen. Vom Brot über Gemüse bis hin zum Steak wird alles ausschliesslich mithilfe der Sonne gegart. Beliebt ist der gegrillte Ziegenkäse, eine Spezialität Chiles, wobei «gesolart» die treffendere Bezeichnung wäre. Mit rund 10000 Dollar Subventionsgelder von den Vereinten Nationen gelang es, ein Restaurant mit 24 Sitzplätzen zu errichten. Zwar könnte die Nachfrage, die vor allem aus Pauschaltouristen besteht, einiges mehr an Plätzen vertragen, ist aber logistisch einfach nicht bewältigbar. Schliesslich braucht ein Eintopf bei normaler Zubereitung am Herd schon gute zwei Stunden – ausschliesslich solarbefeuert rund das Doppelte. Wer die Hitze nicht gut verträgt und im Sommer gerne auf schattigen Terrassen diniert, sei gewarnt: Wo mit Sonne gekocht wird, sind Schirme kontraproduktiv. Einzige Alternative ist dann das Innere der schiefen, mit Stroh überdachten, Holzhütte.
1
ROYAL DRAGON, BANGKOK
Unsere Nummer 1: Starlight Express auf asiatisch – weil der Weg zwischen Küche und Tisch mitunter 300 Meter beträgt, stattete man die Kellner einfach mit Rollschuhen aus. Mittlerweile mutierte diese praktische Lösung der grossen Distanzen zum Markenzeichen und zusätzlich kamen Seilwinden hinzu, an denen die Kellner dampfende Töpfe jonglieren. Diese Show ist jedoch nichts anderes als die logistische Bewältigung der enormen Grösse. Bis 2008 hielt das Royal Dragon mit 5000 Sitzplätzen auf einer Fläche von 16’000 Quadratmetern den Titel als grösstes Restaurant der Welt. Noch heute ist man stolz auf diese Auszeichnung und präsentiert die Urkunde des Guinessbuchs der Rekorde gleich beim Eingang. Durch diesen strömen vorzugsweise die Teilnehmer geführter Reisegruppen, die mit Bussen scharenweise angekarrt werden. Anders könnte das Restaurant auch gar nicht gefüllt werden und es war bis zum heutigen Zeitpunkt trotz allen Medienrummels noch nie ausgebucht. Nicht einmal die einzigartigen und abwechslungsreichen Shows, bei denen mitunter Boxkämpfe zwischen den Tischen ausgetragen werden, schaffen es, dass die 650 Küchenmitarbeiter an ihre Grenzen stossen. Nötig sind sie allerdings trotzdem, denn Asiaten sind berühmt für ihre Schnelligkeit, die sie auch beim Essen nicht ablegen und so schafft es die Crew, bis zu 3000 Essen pro Stunde zuzubereiten und an die Tische zu bringen. Europäische Besucher haben es da besser und schaffen es, das Flying Catering bis zum Ende zu verfolgen und während des Desserts noch Videos der Tanzeinlagen zu machen.