Bei einer Fernreise ist man oft stundenlang im Flugzeug unterwegs und überwindet dabei mehrere Zeitzonen. Das bedeutet für viele Passagiere im Anschluss ein mehr oder weniger heftiger Jetlag. Wie schlimm der ausfällt, hängt auch von der Himmelsrichtung ab, in die man fliegt. Wer einen Langstreckenflug hinter sich hat, klagt oft über Jetlag. Flüge Richtung Süden oder Norden sind kein Problem, weil es da keine oder kaum eine Zeitverschiebung gibt. Überfliegt die Maschine aber mehrere Zeitzonen, etwa wenn es nach Nord- und Südamerika oder nach Asien und Australien geht, dann fällt der Jetlag mitunter heftig aus. Die Folgen sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit – kein besonders guter Start in den Urlaub. Und auch nach der Rückreise kann der Jetlag den Reisenden noch länger beschäftigen. Doch wann ist der Effekt eigentlich schlimmer – bei Flügen in Richtung Westen oder Osten – USA oder Thailand?
JETLAG IST RICHTUNG OSTEN SCHLIMMER
«Für die meisten Reisenden ist der Jetlag schlimmer, wenn sie Richtung Osten reisen», sagt die Schlafforscherin Prof. Andrea Rodenbeck, die am Krankenhaus Porz am Rhein arbeitet. Die ganz überwiegende Mehrheit der Menschen habe einen inneren Tag-Nacht-Rhythmus, der eigentlich etwas länger als 24 Stunden ist. Daher fällt es leichter, den Tag zu verlängern, indem man nach Westen fliegt. Den Tag zu verkürzen, indem man Richtung Osten fliegt, bringt den Körper dagegen mehr durcheinander. «Beim Jetlag kommt neben der Rhythmusverschiebung noch ein teils erheblicher Schlafmangel hinzu, der prinzipiell natürlich unabhängig von der Richtung des Reisens ist», erklärt die Expertin. «Wer also gut entspannen kann und auch im Flieger gut schläft, dem fallen Flüge über mehrere Zeitzonen leichter.» Die schlechteste Kombination sei ein längerer Flug nach Osten bei gleichzeitiger Unfähigkeit, im Flugzeug zu schlafen.
WIESO BEKOMMT MAN JETLAG?
Jetlag (engl. jet: Düsenflugzeug; lag: Zeitdifferenz) bezeichnet einen Zustand, der beim Überqueren mehrerer Zeitzonen durch Langstreckenflüge auftreten kann: Die innere Uhr und die Ortszeit sind dann asynchron. Zeitverschiebungen von bis zu zwei Stunden kann unser Körper ohne unangenehme Nebenwirkungen verkraften. Wer also von Berlin nach Moskau knapp drei Stunden fliegt oder aber zwölf Stunden (reine Flugzeit) nach Sansibar unterwegs ist, dürfte keine Probleme mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus bekommen – solange er seine gewohnten Schlafzeiten auch im Flugzeug einhält. Sind es jedoch mehr als zwei Stunden Zeitverschiebung, kommt es oftmals zu typischen Jetlag-Symptomen, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark sind.
WAS KANN HELFEN?
Am Zielort helfen vor allem helles Licht und viel Entspannung, um die Folgen des Jetlags abzumildern. Das erklärt Hans-Günter Weess, Leiter des Schlafzentrums im Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie. «Entspannung ist der Königsweg zum Schlaf.» Deshalb sei ausreichend Ruhe am Zielort immer förderlich, um sich anzupassen. Bei Reisen nach Westen ist Helligkeit von mehr als 2500 Lux am Abend wichtig, weil der Reisende länger wach bleiben muss. Nach Flügen in Richtung Osten ist es gut, morgens vor die Tür zu gehen, um Sonne zu tanken. Grundsätzlich braucht es Zeit, um sich an die Zeitverschiebung anzupassen. Manchmal kann aber auch schon die mentale Einstellung helfen, indem man seine Armbanduhr bereits im Flugzeug auf die Zeit des Ziellandes umstellt oder schon vor der Reise den Tagesrhythmus des Zielortes annimmt. Auf Schlafmittel und Alkohol sollte man verzichten.