Inter­view mit Pro­fes­sor Dr. Kai Spie­gel­hal­der, Kli­nik für Psych­ia­trie und Psy­cho­the­ra­pie, Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Freiburg

«WOW! World of Well­ness»: Dr. Spie­gel­hal­der, etwa 10 Pro­zent der Bevöl­ke­rung lei­den an hoch­gra­di­gen Schlaf­pro­ble­men. Was sind die häu­figs­ten Erschei­nun­gen von Schlafstörungen?
Dr. Kai Spie­gel­hal­der: Die häu­figs­ten Schlaf­stö­run­gen sind die soge­nann­ten Insom­ni­en. Dabei kla­gen die Betrof­fe­nen dar­über, dass sie Schwie­rig­kei­ten mit dem Ein- oder Durch­schla­fen haben und die­se Pro­ble­me zu einer Beein­träch­ti­gung ihrer Befind­lich­keit und Leis­tungs­fä­hig­keit am Tag führen.

For­scher der Uni­ver­si­ty of Hel­sin­ki haben her­aus­ge­fun­den, dass bereits ein Schlaf­de­fi­zit, das eine Woche andau­ert, die Gesund­heit gefähr­den kann. Wie gefähr­lich sind Schlaf­stö­run­gen wirklich?
In der Tat haben Men­schen mit einer chro­ni­schen Insom­nie eine erhöh­te Wahr­schein­lich­keit dafür, eine Depres­si­on oder eine Herz-Kreis­lauf-Erkran­kung zu ent­wi­ckeln. Eine gute Ant­wort auf die Fra­ge «Wie gefähr­lich sind Schlaf­stö­run­gen wirk­lich?» soll­te mei­nes Erach­tens aber auch beinhal­ten, wie stark Schlaf­stö­run­gen die Gesund­heit gefähr­den. Die bis­he­ri­gen Daten legen dabei nahe, dass zum Bei­spiel Rau­chen etwas gefähr­li­cher für die Ent­wick­lung einer Herz-Kreis­lauf-Erkran­kung ist als eine Insomnie.

Kann man Schlaf «nach­ho­len»?
Ja, das kön­nen wir, was Sie gut selbst fest­stel­len kön­nen, indem Sie heu­te Nacht gar nicht schla­fen und schau­en, ob Sie mor­gen Nacht län­ger schla­fen als sonst. Ob Sie gesund­heit­li­che Fol­ge­schä­den ver­mei­den kön­nen, indem Sie nach einer Pha­se mit gestör­tem oder ver­kürz­tem Schlaf ver­su­chen, mehr zu schla­fen, wür­de ich aus wis­sen­schaft­li­cher Sicht für bis­lang unge­klärt hal­ten. Wil­lent­lich für län­ge­re Zeit­räu­me deut­lich mehr zu schla­fen, dürf­te den meis­ten Men­schen aller­dings auch schwer fallen.

Wel­che gesund­heit­li­chen Aus­wir­kun­gen hat zu viel Schlaf?
Zu viel Schlaf hat ins­be­son­de­re dann nega­ti­ve gesund­heit­li­che Kon­se­quen­zen, wenn die Betrof­fe­nen zu viel schla­fen, weil sie unter einer bekann­ten orga­ni­schen Stö­rung des Schlafs lei­den wie bei­spiels­wei­se dem Schlaf­apnoe-Syn­drom. Die­ses ist eben­falls ein Risi­ko­fak­tor für Depres­sio­nen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Wie sinn­voll sind soge­nann­te Powernaps?
Ein kur­zer Schlaf am Tag erhöht kurz­fris­tig die Leis­tungs­fä­hig­keit, führt jedoch bei Men­schen, die nachts schlecht schla­fen, dazu, dass sich ihre Schlaf­stö­rung eher noch ver­stärkt. Inso­fern sind Power­naps für Men­schen mit einem gesun­den Schlaf sicher­lich eine inter­es­san­te Opti­on, bei Men­schen mit einer Insom­nie kön­nen sich die nächt­li­chen Pro­ble­me aber leicht verstärken.

Übung 1
Der Wecker klin­gelt, doch Sie wol­len ger­ne noch ein biss­chen lie­gen blei­ben? Kein Pro­blem, denn Übung 1 fin­det noch im Bett statt. Auf den Rücken legen, den Kopf gera­de hal­ten, Blick zur Decke. Schul­tern, Arme und Bei­ne sind ganz ent­spannt, tief ein­at­men und beim Aus­at­men den Kopf in die Matrat­ze drü­cken, 5 Sekun­den hal­ten und wie­der los­las­sen. Danach den Kopf gera­de anhe­ben, Blick zur Decke, eben­falls 5 Sekun­den hal­ten und wie­der los­las­sen. – Die Übung ins­ge­samt 3 x wie­der­ho­len. Wer häu­fig unter Nacken­ver­span­nun­gen lei­det, kann die Dau­er der Übung auf jeweils 10 Sekun­den verlängern.

Ziel: Stär­kung der Nackenmuskulatur

Übung 2
Nun schwin­gen Sie die Bei­ne aus dem Bett und set­zen sich für Übung 2 auf die Bettkante.
Auf­recht sit­zen, Kopf gera­de hal­ten, bei­de Füs­se ste­hen fest auf dem Boden. Die Arme lie­gen ent­spannt auf den Ober­schen­keln. Den Kopf nach vor­ne sen­ken – das Gewicht des Kop­fes sorgt für eine ange­neh­me Deh­nung. Aus die­ser Posi­ti­on den Kopf im Halb­kreis lang­sam nach links dre­hen, 3 Sekun­den hal­ten, dann lang­sam nach rechts dre­hen und 3 Sekun­den hal­ten. – 3 x wie­der­ho­len, dann den Kopf in der Mit­te anhal­ten und lang­sam wie­der in die Senk­rech­te füh­ren. Tief durchatmen.

Ziel: Deh­nung der Hals- und Nackenmuskulatur

Übung 3
Bit­te auf­ste­hen, Übung 3 erfolgt stehend.
Im Ste­hen bei­de Arme in Schul­ter­hö­he par­al­lel nach vor­ne aus­stre­cken, die Han­din­nen­flä­chen zei­gen nach unten. Die Arme für eine Dau­er von 10 Sekun­den schnell kreu­zen las­sen, dabei die Hän­de jeweils oben und unten abwech­selnd. Wäh­rend der Übung blei­ben die Arme gestreckt, in den Pau­sen zwi­schen­durch hän­gen sie locker neben dem Kör­per. – Die­se Übung 3 x wiederholen.

Ziel: Locke­rung des obe­ren Rückens und Kräf­ti­gung der Schulterregion

Erwei­te­rung der Übung gegen Ver­span­nun­gen im vor­de­ren Schulterbereich:
Die gestreck­ten Arme hin­ter den Kör­per füh­ren, sodass sich die Hand­flä­chen unge­fähr auf Höhe des unte­ren Rückens befin­den. Dabei die Schul­ter­blät­ter so weit wie mög­lich zusam­men­füh­ren. Dann die Hän­de 3 x 5 Sekun­den hin­ter dem Rücken jeweils abwech­selnd oben und unten kreu­zen las­sen. Pau­sen zwi­schen­durch nicht vergessen!

Übung 4
Run­ter auf alle Vie­re – wei­ter geht es mit der Yoga­übung «Der Hund».
Bei­ne etwas mehr als hüft­breit aus­ein­an­der stel­len, den Ober­kör­per nach vor­ne beu­gen, die Hand­flä­chen vor den Füs­sen auf den Boden able­gen, Bei­ne kön­nen dabei gebeugt sein, der gan­ze Fuss bleibt auf dem Boden. Die Bei­ne machen einen Schritt nach hin­ten, sodass der Kör­per ein umge­kehr­tes «V» bil­det. Den Kopf zwi­schen die Arme brin­gen, den Hals gera­de las­sen, Po nach oben stre­cken. Rücken, Arme und Bei­ne sind jetzt lang gestreckt. Hand­flä­chen und Fer­sen soll­ten dabei mög­lichst auf dem Boden blei­ben. Die­se Posi­ti­on 5 Sekun­den hal­ten, dann Kopf und Ober­kör­per wie­der ein wenig nach vor­ne schie­ben in eine etwas ent­spann­te­re Posi­ti­on. – Die Übung wird 3 x wiederholt.

Ziel: Stre­ckung des Rückens, Deh­nung des unte­ren Len­den­wir­bel­be­reichs und gleich­zei­tig der hin­te­ren Bein­mus­ku­la­tur sowie der Achillessehne.

Übung 5
Gestreckt und ent­spannt in den Tag mit Übung 5.
Auf­recht hin­stel­len, Bei­ne sind hüft­breit geöff­net. Auf die Zehen­spit­zen stel­len, Arme nach oben stre­cken und abwech­selnd die lin­ke und rech­te Sei­te so weit wie mög­lich stre­cken, so als ob man Äpfel pflü­cken möch­te. – Die Übung wird 3 x 10 Sekun­den wie­der­holt, dazwi­schen jeweils eine kur­ze Pau­se, in der die Arme locker neben dem Kör­per hän­gen. Zum Schluss die Arme nach unten ausschütteln.

Ziel: Stre­ckung des gesam­ten Körpers

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