von Peter Sporri
MITTELALTERLICHES STÄDTCHEN HALL
Wenn die behäbigen, steinernen Mauern der engen, mittelalterlichen Gassen des Städtchens Hall im Tirol sprechen könnten, würden sie uns vom alten Glanz und der Bedeutung im 15. Jahrhundert in der Geschichte des Tirols erzählen. Sie würden sich an die glorreichen Zeiten des «Weissen Goldes» erinnern, wo die benachbarte Stadt Innsbruck noch im tiefen Schlaf dämmerte. Noch heute braucht die kompakte, bestens erhaltene Innenstadt des Städtchens Hall den Vergleich mit der Altstadt von Innsbruck nicht zu scheuen.
Viele Jahrhunderte lang hat der Salzabbau im nördlich gelegenen Karwendel der Stadt Wohlstand und Bedeutung gesichert. Als Kaiser Maximilian die Münzprägestätte von Meran nach Hall verlegte, baute Hall im 16. Jahrhundert die Vormachtstellung weiter aus. Erst als in Innsbruck 1669 die erste Universität gegründet wurde, gewann die Stadt zunehmend an Macht und Grösse und liess Hall an Bedeutung hinter sich. Nach dem Erdbeben 1670 im Inntal baute man die historischen Gebäude in Hall erdbebensicher wieder auf.
Heute erweckt am Innufer ein mächtiger Turm die Aufmerksamkeit. In der Burg Haseggmit dem weithin sichtbaren Münzerturmbefindet sich eine weitere Attraktion, das grosse, begehbare Wasserrad. Mit dessen Hilfe konnte die erste Walzen-Münzprägemaschinebereits im Mittelalter betrieben und das im benachbarten Schwaz geschürfte Silber zu Silbertaler geprägt werden. Bis 1809 wurden hier Silbertaler mit den jeweiligen Konterfeis der Fürsten geprägt und in alle Welt gestreut. Auf dem ersteigbaren Münzerturm geniesst man zudem die fantastische Aussicht auf die Stadt und die Bergwelt.
So kann man heute mit Ausnahme der fast vollständig beseitigten Stadtmauer bei einem Spaziergang durch die belebte Altstadt bei jedem Schritt Geschichte einatmen. Die grosszügig angelegten Plätze laden mit zahlreichen Gartenbistros oder Imbissbuden, Boutiquen und Märkten zum Verweilen ein. Besonders Genuss und Kulinarik nehmen in der Ferienregion einen hohen Stellenwert ein
Bereits im April können aufgrund des begünstigten Klimas die ersten regionalen Tiroler Köstlichkeiten verkostet werden. Seit einem Jahr verleiht der neuerweckte «Schwarze Adler» mit Rückkehrer Johannes Nuding der Kleinstadt grosse gastronomische Anziehungskraft. Nach erfolgreichen Jahren in der Spitzengastronomie in Moskau und London hat Nuding in seiner neuen gastronomischen Heimat die «Falstaff»-Juroren begeistert und sich den ersten Platz bei den Neueinsteigern in Österreich und 95 Punkte erkocht. In der Vorweihnachtszeit wird Hall aufgrund seines charmanten Adventmarktes zum perfekten Ort für eine besinnliche Auszeit im Advent. Weihnachtlich beleuchtete Gässchen, traditionelle Gasthäuser und ausgefallene Boutiquen laden zum gemütlichen Verweilen in der Altstadt ein.
ALPINE UMGEBUNG
Der Hausberg der Tiroler im Süden, der Glungezer, glänzt durch fantastische Wanderwege und abenteuerliche Mountainbike-Strecken. Besonders beliebt ist das übersichtliche Skigebiet am Glungezer bei Genuss-Skifahrern, Skitourengehern und Familien. Der darin befindliche Kugelwald bietet Spielspass für Kinder jeglichen Alters. Als Highlight für die ganze Familie gilt der Zirbenweg am Glungezer mit seinem einzigartigen Panorama auf 400 Berggipfel. Neben unvergesslichen Wandergebieten, Kletterrouten und Bike-Abenteuern im Karwendel, im Inntal und den Tuxer Alpen sorgen erfrischende Badeseen für Erholung pur.
Kulinarische Köstlichkeiten der traditionellen Tiroler Küche gibt es auf der Tulfeinalm. Im Naturpark Karwendel laden zahlreiche andere Almen und Hütten wie die Thaurer Alm und die Hinterhorn Alm zu regionalen Schmankerln ein. Aufgrund bekannter Wallfahrtsorte wie St. Magdalena im Halltal sind Wallfahrt, Pilgertum und Sinnsuche in der Region tief verwurzelt. 14 Kraftorte, von spirituellen Stätten über Kulturdenkmäler und Naturschauplätzen am Berg und im Tal, laden hier zum Krafttanken und Innehalten ein.
Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt in der Ferienregion Hall-Wattens eine grosse Rolle. So können Besucher mit der Gästekarte alle öffentlichen Busse bis nach Innsbruck gratis nutzen. Für Elektroautos stehen zahlreiche kostenlose E- Tankstellen zur Verfügung, und ein E‑Bike-Verleihservice ermöglicht es, sich sein E‑Bike bequem zur Unterkunft liefern zu lassen.
DORFPERLE AM FUSS DES NATURPARKS KARWENDEL: GNADENWALD
878 m ü. M., 842 Einwohner
Der Naturpark Karwendel umfasst beinahe das gesamte Karwendel Massiv und das Naturschutzgebiet Arnspitze und ist mit einer Fläche von 739 Quadratkilometern das grösste Tiroler Schutzgebiet und der grösste Naturpark Österreichs.
Aufgrund seiner Topographie verfügt der Naturpark über einen überdurchschnittlich hohen Anteil an natürlichen Lebensräumen wie Urwäldern und Wildflüssen und beherbergt eine hohe Anzahl europaweit bedeutender Tier- und Pflanzenarten wie beispielsweise Steinadler, Weissrückenspecht oder den Frauenschuh, eine seltene Blume. Als perfekter Ausgangspunkt zahlreicher Berg‑, Kletter- und Wandertouren ist dieser Ort ein Mekka für Bergsportfreunde. Bei einem Besuch im wildromantischen Halltal können die Zeugen der Bergbaugeschichte erkundet werden. Das letzte Haus des Ortes Absam wurde bewohnt durch den Hackl-Wärter. Dieser war dafür zuständig, die Halltalstrasse zu warten, die Soleleitung zu kontrollieren und eine Solestube zu betreiben.
Seine bedeutendste Zeit erlebte das Bergwerk im 16. und 17. Jahrhundert, seinen Produktionshöhepunkt mit 17’800 Tonnen Salz im Jahr 1913. Dieser Höhepunkt markierte aber zugleich seinen Niedergang. Im Jahr 1967 stellte das Bergwerk seinen Betrieb aufgrund der schweren Zugänglichkeit, des geringen Salzgehalts des Gesteins sowie des langen Transportwegs zwischen Stollen und Saline ein.
Vom Parkplatz Halltal aus kann man in einer dreistündigen Wanderung den Stolleneingang des einstigen Salzbergewerks erwandern. Ein lohnendes Abenteuer, denn mit den ehemaligen Herrenhäusern und der Kapelle mit der Schutzpatronin, der heiligen Barbara, gibt es weitere Zeitzeugen in urigem Zustand zu bestaunen.
Auf dem halben Weg lockt beim Hin- oder Rückweg die Jausenstation St. Magdalena zur schmackhaften, traditionellen Vesper.
WATTENS – HEIMAT VON SWAROVSKIS KRISTALLWELTEN
1895 legte der aus Böhmen stammende Daniel Swarovski in Wattens den Grundstein für die Kristallschleiferei und das spätere Unternehmen Swarovski. Trotz der weltweiten Aufstellung des Unternehmens sind die Wurzeln in Wattens stark. So stark, dass Besucher aus aller Welt hier ein besonderes Museum – die Kristallwelten – in Scharen besuchen. Besonders deshalb, weil in 18 faszinierenden Wunderkammern Künstler aus aller Welt mit Einbezug aller Sinne ein unglaubliches Farbenspiel mit Hunderttausenden, farbigen Leuchtkristallen geschaffen haben.
Tirols meistbesuchte Sehenswürdigkeit besticht zudem mit einer familienfreundlichen, weitläufigen Parkanlage, wo eine Kristallwolke mit 800’000 Steinchen das Sonnenlicht einfängt und im schwarzen Wasser des Parksees spiegeln lässt. In einem der grössten Stores weltweit warten Souvenirs und neue Lieblingsstücke in allen Preisklassen auf entzückte Bewunderer. Und natürlich – wie überall im Tirol – wird auch der Gaumen verwöhnt: Das Hauben-Restaurant Daniels Kristallwelten rundet das ausserordentliche sensorische Erlebnis in Wattens ab.
UNTERKÜNFTE IN DER REGION
Zehn Feriendörfer und die schönste historische Stadt Tirols umfasst die Touristenregion Hall-Wattens. Jedes einzelne Feriendorf besticht durch seinen einzigartigen Charme. Entsprechend einzigartig ist auch das facettenreiche Angebot an Unterkünften. Stellvertretend steht der von uns besuchte «Reschenhof». Dank seiner zentralen Lage im Tirol ist der «Reschenhof» ideal für Sport‑, Kultur‑, und Erlebnisurlaub in den Tiroler Alpen. Mehr als 100 Zimmer und neue Gartensuiten, eine Sonnenterrasse sowie ein neu konzipiertes Verwöhn- und Wellnessangebot lassen wenig Urlaubswünsche offen.
Alles in allem überrascht diese Region mit vielfältigen Angeboten, einer wunderschönen Bergkulisse sowie dem Charme einer historischen Marktstadt und ist sicher eine Reise wert.