Hier oben auf dem Mieminger Sonnenplateau, bei der Gastgeberfamilie Pirktl, scheint die Sonne effektiv mehr zu scheinen als in anderen Landesregionen. Das nützt aber alles nichts, wenn auch das Alpenresort Schwarz wegen der COVID-19-Krise erst Anfang Juni wieder öffnen durfte. Wir haben von Hotelinhaber Franz-Josef Pirktl erfahren, wie er mit seiner Familie und dem motivierten «Schwarz»-Team diese schwierige Zeit meisterte.
«WOW!»: Franz-Josef Pirktl, geraume Zeit war ungewiss, wie lange die Hotels geschlossen bleiben müssen. Wie haben Sie die Zeit genutzt?
Franz-Josef Pirktl: Nach dem ersten Schock gab es viele Dinge, die wir einfach erledigen mussten. Es gab Mitarbeiter- und Gästegespräche, Zu- und Absagen und viel Kommunikation in alle Richtungen. Wir von der Unternehmerfamilie haben uns im Garten mit unseren Abteilungsleitern getroffen und überlegt, wie wir mit trotz leeren Hotels unsere Vision verfolgen und umsetzen können. Diese Vision lautet: «Wir schaffen den Raum für herzliche Begegnungen, Wohlbefinden und Weiterentwicklung.» Dabei haben wir uns auf einige «Herzensbotschaften» konzentriert, die wir in den Sozialen Medien verbreitet haben. Das hat wunderbar funktioniert und so konnten wir mit den Menschen, die wir normalerweise bei uns im Haus haben – egal ob mit Gästen oder Mitarbeitenden –, in Kontakt bleiben. Das war ein ganz wesentlicher Teil dieser Zeit, zu überlegen, wie wir mit den Menschen da draussen in Kontakt bleiben können, und da sind wunderbare neue Dinge entstanden. Eine «Herzensbotschaft» waren zum Beispiel die Armbänder mit «Take Care» oder «Stay Safe, Stay Strong».
Die COVID-19-Zeit war sicher auch für die Familie eine Herausforderung?
Das war eine Zeit, die wir so noch nie erlebt haben. Meine Familie hatte das Hotel seit 25 Jahren nie geschlossen. Jeden Tag waren viele liebe Menschen um uns herum. Nun war es zum ersten Mal so, dass wir uns ganz auf unsere kleine Familie konzentriert haben. Es war eine sehr schöne Zeit, und wir haben viel über uns gelernt, was einem wichtig ist und was einem so viel Freude bereitet. Es war eine Zeit der Reflexion, eine Zeit des Nachdenkens und eine Zeit der Vorfreude, dass man irgendwann hoffentlich wieder aufsperren darf.
Wie viele Ihrer Mitarbeitenden konnten Sie während des Lockdowns noch beschäftigen?
Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, weil wir so viele verschiedene Arten von Anstellungen haben. Das heisst rund 20 Mitarbeitende sind in der gleichen Anstellungsform geblieben, manche waren zu dieser Zeit in Mutterschutz oder Bildungskarenz. Die sind im Angestellten-Verhältnis geblieben und etwa 160 Menschen sind in Kurzarbeit gegangen. Einige der Mitarbeitenden wurden auch im geschlossenen Betrieb benötigt, etwa in unserer Technik-Abteilung oder die Gärtner. Welche Mitarbeitenden man für einen geschlossenen Betrieb benötigt, haben wir ohnehin erst step by step herausgefunden, da wir noch nie geschlossen hatten. Und so fanden wir relativ viele individuelle Lösungen für verschiedene Menschen. Manche Mitarbeitende sind auch nach Hause gefahren zu ihren Familien, weil sie nicht aus Österreich sind, und auch hier haben wir Lösungen gesucht, die für alle passen. Ein Teil dieser Mitarbeitenden von weiter weg ist auch im Teamhaus geblieben, das heisst, sie konnten dort kostenlos wohnen. Im Grossen und Ganzen kann ich sagen, dass es bei allen Mitarbeitenden sehr individuelle Lösungen gegeben hat und dass wir uns bemüht haben, gute Lösungen zu finden. Aber parallel ist mir heute auch bewusst, dass man im Nachhinein gewisse Sachen hätte anders machen können. Wir haben da sicher dazugelernt und waren immerhin in der glücklichen Situation, dass wir viele unserer Mitarbeitenden im Hotel halten konnten. Für die ersten Mitarbeitenden war die Kurzarbeit glücklicherweise schon Ende Mai zu Ende, als wir unser Restaurant Greenvieh und die «Stöttlalm» öffnen durften.
Welches Fazit ziehen Sie aus den letzten drei Monaten?
Wir haben mit unseren Abteilungsleitern schon unsere Entwicklungsgespräche durchgeführt, die wir ja halbjährlich machen, und da haben wir das erste Mal die Lebenslinie gemacht, also die «Krisenlinie», wie es uns in den letzten drei Monaten ergangen ist. Alle waren sich einig – unabhängig voneinander –, dass bei ihnen die Dankbarkeit an erster Stelle stand. Wir haben also gelernt, dass wir wieder dankbar sind für so vieles, das wir in den letzten drei Monaten nicht gehabt haben, aber auch für so vieles, das wir gehabt haben in den letzten drei Monaten.
Haben Sie während des Lockdowns Zukunftspläne geschmiedet?
Wir haben uns ganz stark mit den Megatrends beschäftigt und auch mit dem Werteindex 2020, den ich sehr empfehlen kann. Wir haben Zeit gefunden, uns zu überlegen, was das für uns bedeuten könnte und wie wir dies in der Infrastruktur, im Angebot und in der Dienstleistung umsetzen können. Wir haben uns viele Möglichkeiten der Digitalisierung angesehen und auch teilweise bereits umgesetzt, um Abläufe im Haus für unsere Gäste noch einfacher und komfortabler zu gestalten. Und wir haben uns Gedanken gemacht über neue Angebote und Aspekte in den Bereichen Gesundheit, Prävention und auch Sicherheit. Gerade das Thema Sicherheit, von der Anreise bis hin zu erweiterten Angeboten draussen in der Natur, wird sehr wichtig werden.
Wie schaffen Sie es eigentlich, immer wieder neue Generationen von Gästen heranzuziehen?
Da ist dieses «Wir-Gefühl» das Ausschlaggebende. Das schaffen unsere Gastgeber, weil sie das, was sie tun, mit Sinn erfüllt. Zusammen gelingt es uns, immer wieder neue Dinge auszuprobieren, und wir werden auch nie müde dabei. Unsere fünf Unternehmenswerte sind eine grosse Hilfe, sie sind unsere «DNA». Es geht dabei um Achtsamkeit, Begeisterung, Herzlichkeit, Ideenreichtum und Zielorientierung. Und diese Werte helfen uns immer wieder dabei, zur richtigen Zeit das Richtige zu tun.
Haben sich die Angebote in bestimmten Bereichen verändert?
Wie bereits erwähnt, geht es noch mehr um Gesundheit und Sicherheit, aber auch um Nachhaltigkeit. Wir arbeiten auch mit den SDGs, den Social Development Goals, sozusagen eine Agenda für eine langfristige nachhaltige Entwicklung. Uns wurde bewusst, dass Nachhaltigkeit wichtiger wird als je zuvor. So zum Beispiel im Bereich der Kulinarik. Früher war das All-inclusive-Angebot ein wirklicher Luxus, den ganzen Tag über zu essen, zu jeder Tageszeit. Wir bieten nun mittags ein umfassendes À‑la-carte-Angebot an. So hat man ebenfalls die Möglichkeit, auch in der Natur zu essen, im Golfrestaurant oder auf der «Stöttlalm» und natürlich im Alpenresort Schwarz. Das Angebot ist vielfältiger und flexibler. Es gibt nun auch noch mehr Lebensmittel aus der Region und mehr in Bioqualität. In den ersten Wochen hat sich zudem gezeigt, dass weniger weggeworfen wird. Wir sehen es als unsere Pflicht, mit den wertvollen Lebensmitteln bewusst umzugehen.
Bitte ergänzen Sie folgende Fragen nur mit einem Wort oder einem kurzen Satz:
- Alpenresort Schwarz:
Unsere Mission
- Mieminger Sonnenplateau:
Der vielleicht schönste Platz in ganz Tirol. Weite und Berge, eine wunderschöne Kombination.
- Familie:
Lieben, lernen, wachsen.
- Mitarbeitende:
310 Gastgeber
- Wein oder Bier?:
Wein zum Essen ist wunderbar, Bier nach Sport ein Genuss.
- Schweizer Gäste:
Wir fühlen uns mit all unseren Gästen sehr verbunden und wir sind sehr dankbar, so viele Schweizer Gäste zu unseren Freunden zählen zu können.
- Lieblings-Sommerdestination:
Auf unsere Berge oder ans griechische Meer. Hauptsache mit meiner Familie.
- Lieblingssportart:
Laufen und Biken
- Nouvelle Cuisine oder gut bürgerliches Essen?:
Bürgerlich
- Diesel oder Elektrofahrzeug?:
Beim nächsten Auto ganz sicher Elektro
- Bewertungen und Hotelrankings
Feedback bringt uns immer weiter. Sehr gerne in Gesprächen und in unserem Fragebogen. Über positives Feedback im Internet freuen wir uns immer sehr :).
Interviewer: René Laemmel
Weitere Informationen unter www.schwarz.at
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